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Wir testen: Gemüseanbau mit Hydrokultur - Erste Schritte

Salatanbau im eigenen Büro? Klingt zwar verlockend, aber ohne kleinen Garten oder Balkon unmöglich, oder? Chantal tritt den Gegenbeweis an und testet das Hydrokultursystem VÄXER von IKEA mitten im Büro. In den nächsten Wochen berichtet sie von ihren Erfahrungen und verrät alles, was du wissen musst, um selbst zum Hydrokultur-Gärtner zu werden.

Was dich in diesem Text erwartet

  • Warum Hydrokultur etwas für Menschen ohne Garten und grünen Daumen ist

  • Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Anbau

  • Wie man das richtige Hydrokultursystem auswählt

  • Wie man sein Hydrokultursystem aufbaut

Gemüse und Kräuter selbst anbauen, vor dem Kochen schnell ernten und dann ab damit zum verführerisch duftenden Essen in den Topf. Das klingt sehr verlockend, finde ich. Die Vorstellung, beim Kochen unkompliziert und schnell meine eigenen kleinen Kräuter- und Gemüsesorten griffbereit zu haben, löst bei mir selige Glücksgefühle aus. Kein stundenlanges Zusammensuchen der richtigen Sachen im Supermarkt, sondern handverlesene Zutaten, die garantiert pestizidfrei sind.

Hach, das wäre doch was!

Leider ist dieses Szenario für mich bisher immer nur eine Wunschvorstellung geblieben. Garten oder Balkon für Gemüsebeete sind bei mir Fehlanzeige, genügend Platz in der Küche für tausend verschiedene Kräutertöpfe habe ich ebenfalls nicht. Und selbst wenn ich den perfekten Garten, mit dem perfekten Gewächshaus hätte, würde das Wichtigste immer noch fehlen: ein grüner Daumen.

Ich schaffe es sogar, einen Basilikumtopf aus dem Supermarkt innerhalb kürzester Zeit zu Grunde zu richten.

Aber trotzdem: Diese idyllische Vorstellung vom eigenen kleinen Gemüse- und Kräuterbeet werde ich einfach nicht los. Deshalb habe ich in letzter Zeit wie verrückt Gartenzeitschriften gewälzt, fleißig gegoogelt und mit ein paar Landschaftsgärtnern gesprochen, um eine Anbaulösung zu finden, die auch Gärtnern mit zwei linken Händen, wenig Platz und einem Minimum an Zeitaufwand ermöglicht, ihr eigenes kleines Anbauparadies zu schaffen.

Die Empfehlung meiner Ratgeber: Ich solle es doch einfach mit einem Hydrokultur-System probieren!

Hydrokultur – Was ist das?

Das Besondere an dieser Art des Anbaus ist, dass die Pflanzen nicht in organischem Boden, also Erde, wachsen, sondern in anorganischem Substrat. Die Wurzeln werden so besser mit Luft versorgt, da diese Substrate lockerer sind. Ein weiterer Pluspunkt: Schädlinge, die in Erde leben, haben hier keine Chance die Pflanzen anzugreifen.

Meist handelt es sich zudem um geschlossene Systeme, wodurch diese Art des Anbaus sehr wassersparend ist. Das Wasser kann nicht verdunsten, sondern wird wirklich nur von den Pflanzen genutzt. Außerdem gibt es einen Wasserstandsanzeiger, der angibt, ob der Wasserpegel zu hoch oder niedrig ist. Ein Über- oder Untergießen ist so kaum möglich – perfekt also für Gartenanfänger wie mich!

Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt greifen zu dieser Anbaumethode, um sich den Garten in die eigenen vier Wände zu holen: In wasserarmen Gebieten, Ländern mit Platzmangel wie Japan und in vielen Großstädten. Mehr über dieses Phänomen namens „Indoor Farming“ hat mein Kollege Simon in seinem Artikel zusammengetragen.

Diese Empfehlung klang so verlockend, dass ich sie sofort ausprobieren muss: Deshalb stürze ich mich in den Selbstversuch, mit Hilfe von Hydrokultur mein eigenes Gartenparadies ohne Garten zu erschaffen.

Mein Selbstversuch: Ein Gemüse- und Kräutergarten mitten im Büro

Als Versuchslabor dient eine sonnige Ecke in unserem Büro. Hier sorgt eine große Fensterfront für viel natürlichen Lichteinfall. Außerdem ist hier immer jemand, der ein Auge auf die Entwicklung der Pflanzen haben kann, auch wenn ich selbst nicht da sein sollte. Denn auch wenn es überall heißt, dass der Anbau mit einem Hydrokultursystem unkompliziert und einfach sei, will ich bei diesem ersten Versuch lieber auf Nummer sicher gehen und meine kleinen Schützlinge in guten Händen wissen. Abgesehen davon, sind auch gleich die Tester, meine gespannten Kollegen und Kolleginnen, vorhanden, um am Ende das Ergebnis zu verkosten (falls denn etwas wächst).

Damit auch alle anderen wenig begabten Hobbygärtner ohne Platz und Muße zum Kräuter- und Gemüseanbau von meinem kleinen Experiment etwas haben, mache ich es nicht klammheimlich und still, sondern werde in einer Artikelserie über den Selbstversuch berichten.

Für jeden Schritt des Anbaus wird es einen Artikel geben, in dem du erfährst, was getan wird und worauf dabei geachtet werden muss. Außerdem gibt es – für alle, die selbst einmal zum Hydrogärtner in ihren eigenen vier Wänden werden möchten - am Ende jedes Artikels eine kleine Checkliste. Diese enthält alle Teile, die für den jeweiligen Abschnitt des Anbauprozesses nötig sind.

Diese Schritte musst du beim Anbau von Gemüse in Hydrokultur beachten

Dieser Artikel ist der erste einer insgesamt vierteiligen Serie. Die Hintergründe zum Selbstversuch und die Vorbereitungen für den Anbau mit einem Hydrokultursystem stehen hier im Mittelpunkt. Die folgenden drei Artikel beziehen sich dann konkret auf die jeweiligen Schritte im Anbauprozess.

Diese drei Schritte sind für den Anbau nämlich erforderlich:

  • Schritt 1: Das Anzüchten der Setzlinge

Hier müssen die Samen erst einmal zum Austreiben gebracht werden. Dazu sind noch andere Materialien und Bedingungen nötig, als später im Wachstumsprozess.

  • Schritt 2: Das Umpflanzen der Setzlinge

Die fertig angezüchteten Setzlinge werden anschließend umgepflanzt, damit sie optimale Bedingungen zum Weiterwachsen haben – wir wollen am Ende ja auch was Vorzeigbares ernten können

  • Schritt 3: Das Ernten der Pflanzen

Last but not least natürlich noch die Ernte. Hier werfe ich einen Blick auf das Ergebnis meines Experiments und wage einen Ausblick darauf, wie es danach weitergehen kann.

Natürlich erhoffe ich mir von diesem Selbstversuch eine leckere Ernte, aber vor allem auch brauchbare Erkenntnisse:

  • Ist der Anbau mit einem Hydrokultur-System tatsächlich praktisch, platzsparend und wenig arbeits- und zeitintensiv?

  • Lohnt sich am Ende der Selbstanbau auch finanziell?

  • Wie praktikabel ist das Konzept auf lange Sicht?

Erster Schritt: Das richtige Hydrokultur-System auswählen

Bevor es aber tatsächlich ans Gärtnern geht, heißt es für mich erstmal, ein geeignetes System zu finden. Recherchiert man eine Weile, kristallisiert sich schnell heraus, dass es drei Arten von Hydrokultur-Systemen gibt:

a. Die Selfmade-Variante

Bastelfreaks haben damit bestimmt ihren Spaß: Von den Anzuchttöpfchen über die Lampe bis hin zum fertigen Gewächshaus wird alles aus vorhandenen Materialien zusammengebaut und improvisiert. Alte Joghurtbecher mit Löchern dienen so beispielsweise als Anzuchtkörbchen, eine übrige Taschenlampe als Beleuchtung. Klarer Vorteil: der niedrige Kostenfaktor und das hohe Maß an Recycling. Dem gegenüber steht allerdings ein hoher Zeitaufwand und meist kein allzu schöner Anblick. Für alle Ungeduldigen und diejenigen, die die Anbaustation nicht verstecken können, also eher ungeeignet.

b. Die goldene Mitte

Diese Systeme sind eine Mischung aus gekauften Einzelteilen und Improvisationstalent. So werden beispielsweise Anzuchttöpfchen und ein Gewächshäuschen gekauft, die Lichtinstallationen sind jedoch kreative Bauten aus Schreibtisch- oder Taschenlampen und umfunktionierte Plastikbehälter dienen als Töpfe. Optisch kann diese Mischvariante jedoch ebenfalls nicht mehr punkten: Der unschöne Anblick bleibt. Aber man soll ja bekanntlich auch auf die inneren Werte achten.

c. All inclusive nach Plan

Komplett-Systeme, wie beispielsweise das Modell VÄXER von IKEA, gehören in diese Luxuskategorie: Hier sind alle Einzelteile für den gesamten Anbau enthalten – vom Dünger bis zur Lampe. Klarer Vorteil von solchen Sets: Man kann nichts vergessen – vorausgesetzt man hält sich beim Besorgen streng an den Bauplan - und alle Teile sind aufeinander abgestimmt. Auch optisch können sie meistens punkten. Durch passende Gewächshäuschen, wie beispielsweise das KRYDDA Modell (ebenfalls von IKEA) sind sie hübsch anzusehen. Einziger Nachteil: Sobald man das Set nicht mehr nutzt, hat man wirklich viele Teile, die für nichts Anderes mehr gebraucht werden können.

Zweiter Schritt: Standort und Pflanzensorten bestimmen

Abgesehen von der Frage, welche Art von System man benutzen möchte, muss man sich nicht über viele zusätzliche Rahmenbedingungen Gedanken machen. Nur der geeignete Platz für die Hydrokultur sollte vorab ausgewählt werden – im Idealfall mit viel natürlichem Licht - und die Samen für die Pflanzensorten, die angebaut werden sollen, müssen besorgt werden. Hier gilt grundsätzlich: Egal mit welchem System angebaut wird, die Samen können in jedem beliebigen Baumarkt oder Gartengeschäft gekauft werden.

Bei der Frage, welche Nutzpflanzensamen sich besonders gut für einen Anbau per Hydrokultur eignen, sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich würde jedoch Kräuter oder schnell wachsende Blattsalate oder Gemüsesorten empfehlen.

Bei den Kräutern habt ihr im Idealfall für mehrere Ernteperioden etwas von euren Pflanzen. Bei Blattsalat oder schnell wachsendem Gemüse ist das zwar nicht der Fall, aber wenigstens ist die nächste Generation – im Verhältnis zu anderen Gemüsearten – recht schnell nachgewachsen.

Meine Wahl: Das Komplettsystem VÄXER in Kombination mit KRYDDA von IKEA

Letzten Endes habe ich mich in meinen Selbstversuch für die Luxusvariante entschieden – das Anbausystem von IKEA. Wer es bequem haben will, sollte das Gesamtpaket online bestellen. Alle Einzelteile in einer Filiale zusammenzusuchen dauert!

Als Samensorten habe ich mich für Salat und Gemüse (Roter Radicchio, Endiviensalat, Salatrauke, Spitz-Weißkohl, Pak Choi & Mangold) entschieden. Kräuter stehen nämlich schon in kleinen Töpfen in unserer Küche.

Soweit, so gut.

Systemfrage geklärt, Platz gefunden und Anbausystem besorgt – doch was steckt jetzt alles in meinem All-Inclusive-Hydrokulturset?

  • Ein Anzuchtbehälter inklusive Deckel mit zwei verschiedenen Einsätzen:

Der erste Einsatz ist für die Pflanzensetzlinge. Er hat Vertiefungen für die Wurzelkissen mit Samen. Der zweite Einsatz ist für die Zucht essbarer Sprossen. Er ähnelt einem Gitter, auf das die Sprossen zum Keimen gelegt werden.

  • 50 Wurzelkissen aus Steinwolle:

In diese Wurzelkissen werden die Samen gesteckt, um so Setzlinge an zu züchten.

Gemüse in einer Hydrokultur kannst du auch bei dir Zuhause anbauen – mit diesem Anzuchbehälter geht das ganz leicht. Foto: SevenCooks

  • Eine Pflanzen-Lampe:

Diese ist speziell auf die Bedürfnisse der Pflanzen angepasst ist und sorgt für die optimale Beleuchtung. So enthält sie ein anderes Farbspektrum mit mehr Blau- und Rottönen als eine herkömmliche LED-Lampe, welche für das Pflanzenwachstum besonders förderlich sind. Ob diese zusätzliche Lichtquelle zwingend benötigt wird, hängt stark von der Jahreszeit ab, in der der Anbau stattfindet. Gibt es untertags sehr viel natürliches Licht, kann darauf auch verzichtet werden Es kann dann jedoch etwas länger dauern, bis die Pflanzen erntereif sind.

  • Ein weiterer Behälter zum Umpflanzen:

Sobald die Setzlinge bereit zum Umpflanzen sind, werden sie gemeinsam mit Bimssteingranulat in kleine Körbchen gesetzt, die in einen extra Behälter gehören. Er besitzt eine Wasserstandsanzeige, die auf einen Blick verrät, ob gegossen werden muss oder nicht.

Mit dem Hydrokultursystem Växer von Ikea geht das Umpflanzen kinderleicht von der Hand. Foto: SevenCooks

  • Bimssteingranulat und Dünger:

Das zum Umpflanzen nötige Bimssteingranulat ist im Set auch schon enthalten, ebenso wie der passende Dünger. Das Besondere an dem speziellen Dünger für den Hydrokulturanbau ist, dass er spezielle Nährstoffe enthält, die Pflanzen sonst aus der Erde gewinnen. Aus diesem Grund ist normaler Pflanzendünger auch nicht optimal für eine Hydrokultur geeignet und andersrum.

  • Ein kleines Gewächshaus:

In das kann am Ende der Umpflanzbehälter mit den kleinen Pflanzen eingesetzt werden. Die Pflanzen-Lampe kann hier ebenfalls installiert werden, was den Vorteil bietet, dass die Pflanzen bis zur Ernte noch optimal beleuchtet werden. Angenehmer Nebeneffekt: Die Pflanzen werden so auch hübsch in Szene gesetzt.

Der passende Dünger ist beim Hydrokulturset Växer von Ikea auch schon dabei. Foto: SevenCooks

Die Einzelteile habe ich euch auch noch einmal auf unserem Youtube Channel in einem Unboxing Video vorgestellt. So könnt ihr auch selbst sehen, wie das alles in der Realität aussieht.

Alles in allem sind die Vorbereitungen kein Hexenwerk. Zumindest wenn man so ein bastelfreies System nutzt wie ich. Der Aufbau des Systems hat – inklusive des KRYDDA Gewächshäuschens – ungefähr 20 Minuten gedauert. Wenn man das Gewächshaus weglässt, ist es die Hälfte der Zeit. Dabei nimmt das Einlesen in die Anleitung und das Sortieren der benötigten Einzelteile eigentlich die meiste Zeit in Anspruch. Ich habe mir – damit ich für die nächsten Schritte nicht mehr ewig durch die Anleitungen blättern muss – beim ersten Durchlesen und Orientieren deshalb einfach eine kleine Liste geschrieben, welche Teile ich für welchen Schritt brauche.

Ansonsten geht das Zusammensetzen der einzelnen Behälter, das Zusammenbauen des Gewächshauses und die Installation der Lampe gehen unkompliziert und fix – und das sage ich als komplett handwerklich unbegabter Mensch!

Einem erfolgreichen Selbstversuch steht also nichts mehr im Wege

Im nächsten Artikel werde ich euch vom Anzüchten der Setzlinge berichten: Was muss beachtet werden? Gibt es kleine Schwierigkeiten und wie zeitaufwendig ist das Ganze?

Und wer weiß, vielleicht kann ich ja den ein oder anderen zum Mitmachen motivieren!

Du möchtest Gemüse nicht nur anbauen, sondern auch genießen? Dann schau doch mal bei unseren Rezepten für Gemüse im Rampenlicht vorbei.

Checkliste für die ersten Schritte beim Hydrokultur-Anbau

Ihr müsst euch über folgende Fragen klarwerden:

  • Habe ich die Geduld und etwas Zeit, um mich in den nächsten 2 Monaten um meine Hydrokultur zu kümmern?

  • Was soll angebaut werden?

  • Wo ist ein geeigneter Platz, um ein Hydrokultusystem zu installieren?

  • Welche der 3 Varianten, ist am besten für euch geeignet (Selfmade-Variante, Die goldene Mitte, All inclusive nach Plan)?

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