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Flexitarier werden: So geht gesunde, umweltfreundliche Ernährung

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von SimonCooks

20.7.2019

Ich erkläre dir in diesem Artikel, was ein Flexitarier ist. Du erfährst, welche Argumente für eine flexitarische Ernährung sprechen und ich gebe dir Tipps für einen sanften Einstieg, falls du den Flexitarismus ausprobieren möchtest.

Inhaltsverzeichnis:

  • Was sind Flexitarier?

  • Wie viele Flexitarier gibt es in Deutschland?

  • Ist Flexitarismus die richtige Ernährungsform für dich?

  • Tipps für den Einstieg als Flexitarier

Was sind Flexitarier?

Flexitarier sind flexible Vegetarier. Also Menschen, die sich die meiste Zeit vegetarisch ernähren, aber hin und wieder Fleisch oder Fisch essen. Wenn sie das tun, achten sie auf hohe Qualität und tierfreundliche Erzeugung – also in der Regel auf Bio-Produkte.

Du hast es vielleicht schon gemerkt: Ganz trennscharf lässt sich ein Flexitarier nicht vom „konventionellen Fleischesser“ abgrenzen.

Es gibt keine Höchstmenge an Fleisch oder Fisch, mit der jemand noch als Flexitarier gilt, und in diesem Sinne auch keine eindeutige Definition.

Weniger wichtig als eine solche Lexikon-Definition ist aber ohnehin, die Entwicklung, welche hinter dem Wort „Flexitarier“ steckt. Dass dieser Begriff in den letzten Jahren immer öfter im wissenschaftlichen Kontext und mittlerweile auch den Mainstream-Medien auftaucht, zeigt, dass sich viele Menschen bewusst und kritisch mit ihrem „Tierkonsum“ auseinandersetzen. Und dass sie zu dem Schluss gekommen sind, dass es gute Gründe dafür gibt, ihn zu reduzieren.

Im Großen und Ganzen gibt es drei Hauptargumente, tierische Lebensmittel zu reduzieren, auf die ich später näher eingehen möchte:

  • Tierwohl und artgerechte Haltung

  • Risiken für Klima und Umwelt

  • Gefahren für die eigene Gesundheit

Eine kleine Anmerkung: Du wirst im weiteren Text merken, dass ich statt „Fleisch und Fisch“ meistens nur „Fleisch“ schreibe. Das liegt daran, dass Fleisch im deutschsprachigen Raum in viel größeren Mengen verzehrt wird als Fisch und dadurch auch viel größere Auswirkungen auf Tierwohl, Gesundheit und Umwelt hat. Und es erleichtert den Lesefluss, wenn ich mich auf ein Wort reduziere. Du darfst dir den Fisch aber gerne dazu denken.

Wie viele Flexitarier gibt es in Deutschland?

Du kannst es dir denken: Ohne eindeutige Definition lassen sich auch die Menschen nicht exakt zählen, welche dieser Ernährungsweise folgen.

Es gibt allerdings Annäherungen.

So bezeichneten sich in eine Umfrage aus dem Jahr 2013 11,6 % der Teilnehmer als jemand, „der nur selten, nur ausgewähltes oder wenig Fleisch isst.“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung addiert zu dieser Zahl die 9,5 %, welche gern weniger Fleisch essen würden – und kommt unterm Strich auf knapp 20 %.

Eine Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung im Jahr 2015 ergab wiederum, dass 37 % der Haushalte ihren Fleischkonsum bewusst reduzieren. Interessanterweise stieg der Anteil mit zunehmendem Alter der Befragten und war bei den 70-Jähigen etwa doppelt so hoch wie bei den 40-Jährigen.

Auf Basis aller Zahlen, die ich bisher gelesen habe, würde ich davon ausgehen, dass es in Deutschland zwischen 20 und 40 % Flexitarier verschiedenster Ausprägung gibt. Tendenz steigend.

Ist Flexitarismus die richtige Ernährungsform für dich?

Wie dir hoffentlich aufgefallen ist, achten wir in unseren Artikeln immer auf eine praktische Komponente. Wir möchten dir nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch zeigen, wie du es im Alltag anwenden kannst.

Deshalb möchte ich dir im Praxisteil dieses Artikels dabei helfen, herauszufinden, ob in dir ein Flexitarier steckt – und im Anschluss Tipps für den Einstieg in diese Ernährungsweise geben.

Lass uns einen Blick auf die Argumente werfen, die Flexitarier für ihre Ernährung anfügen. Findest du dich darin wieder?

Argument 1: Gesundheit

Ich starte mit dem Argument, das uns am unmittelbarsten betrifft. Die Behauptung: Flexitarier leben gesünder.

Tatsächlich ist es unumstritten, dass der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland zu hoch ist und ein beträchtliches Gesundheitsrisiko darstellt.

Er liegt bei knapp 60 Kilogramm pro Jahr und Kopf. Den größten Anteil daran haben Schwein mit 38 kg, Geflügel mit 12 kg und Rind mit etwa 9 kg.

Zur Einordnung: Die Deutsche Gesellschaft (DGE) für Ernährung, die in Sachen pflanzliche Ernährung als eher konservativ gilt, empfiehlt ein Maximum von 300 bis 600 g Fleisch pro Woche. Was auf das Jahr gerechnet 15 bis 30 kg bedeutet.

Du siehst also: Selbst die Maximalempfehlung der DGE ist nur halb so hoch wie der tatsächliche Verzehr.

Essen die Deutschen mehr Fleisch, als gut für ihre Gesundheit ist?

Ja. Definitiv und uneingeschränkt: ja.

Die Folge?

Ein ernährungsbedingt erhöhtes Risiko für Volkskrankheiten, wie Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankungen und Krebs.

Argument 2: Tierwohl

Das zweite Argument betrifft nicht mehr uns direkt, aber unsere Empathie mit anderen Lebewesen. Wie geht es den Tieren angesichts des hohen Konsums?

Schlecht, würde ein Zyniker sagen, immerhin müssen sie dafür sterben. Und tatsächlich kann einen schon die nackte Zahl geschlachteter Tiere pro Jahr sehr nachdenklich stimmen: Es sind allein in Deutschland über 700 Millionen. Etwa drei Viertel davon Hühner.

Selbst wer nicht zynisch ist und das Fressen und Gefressenwerden als natürlichen Prozess anerkennt, könnte zumindest angesichts der Bedingungen, unter denen die meisten Tiere leben müssen, bevor sie geschlachtet werden, ins Grübeln kommen.

Denn selbst die gesetzlichen Mindestbestimmungen, sind nicht gerade einladend. Oder möchte jemand mit einem 100 kg schweren Mastschwein tauschen, dem für sein kurzes Leben, das etwa ein halbes Jahr dauert, 0,75 Quadratmeter zugestanden werden? Zur Verdeutlichung: Das ist kleiner als eine Telefonzelle.

Fördert es also das Tierwohl, wenn man seinen Fleischkonsum reduziert und wenn überhaupt dann auf Produkte aus Haltungsformen zurückgreift, die den Tieren mehr als das gesetzliche Minimum an Lebensbedingungen zugestehen?

Ich glaube auch hierauf, kann man reinen Gewissens mit einem deutlichen „ja“ antworten.

Argument 3: Umweltschutz

Mit dem dritten Argument gehen wir noch einen Schritt weiter von uns persönlich weg. Denn es betrifft den Planeten und zwar oft an Orten, die wir niemals zu Gesicht bekommen werden. Oder zu Zeiten in der Zukunft, wenn wir vielleicht längst tot sind.

Diesem Argument zu folgen, erfordert also ein wenig Vorstellungsvermögen, obwohl natürlich bereits jetzt menschengemachte Veränderungen in der Natur sichtbar sind. Dazu muss man nicht einmal an den Klimawandel glauben, sondern einfach auf die Rodung des Regenwaldes, z. B. in Brasilien, blicken.

Die Frage lautet hier: Belastet Fleischproduktion und -konsum die Umwelt? Im Frühjahr 2019 hat eine Kommission internationaler Wissenschaftsexperten die „Planetary Health Diet“ veröffentlicht. Eine Ernährungsempfehlung, die drei Anforderungen unterliegt:

  • Sie soll gesund sein.

  • Sie soll für alle Menschen möglich sein.

  • Sie muss mit den Ressourcen auskommen, die der Planet zur Verfügung stellt.

Fakt ist nämlich: So wie sich die Menschen in den Industrienationen ernähren, ist es nicht für alle Menschen auf der Welt möglich. Es gibt schlichtweg nicht genügend Rohstoffe dafür bzw. wäre die Umweltbelastung so hoch, dass sie unser Planet nicht aushalten kann.

Eigentlich ist sie das jetzt schon. Denn wir verbrauchen bereits Ressourcen, die für künftige Generationen "gedacht“ waren.

Wir erinnern uns an dieser Stelle kurz an den durchschnittlichen Fleischkonsum in Deutschland. Er liegt bei 60 kg pro Kopf und Jahr. Davon sind 30 kg Schweinefleisch.

Laut den wissenschaftlichen Empfehlungen der Planetary Health Diet kann jeder Mensch pro Jahr etwa 2,5 kg Schweinefleisch zu sich nehmen.

Das ist weniger als ein Zehntel des aktuellen Konsums.

Entlastet es die Umwelt – und fördert somit auch für die Generationen nach uns die Chancen auf einen bewohnbaren Planeten – wenn Menschen, ihren Fleischkonsum reduzieren?

Auch das dürfen wir mit bestem Wissen und Gewissen und Verweis auf die breite wissenschaftliche Forschung annehmen.

Tipps für den Einstieg als Flexitarier

Entschuldige, wenn mein „Tonfall“ in den letzten Abschnitten etwas „düster“ geworden ist. Aber jedes Mal, wenn ich mir die Auswirkungen der aktuellen Ernährungssituation bewusst vor Augen führen, sinkt meine Stimmung um einige Grad. Ich hoffe, du kannst das verstehen.

Aber es ist nicht unser Stil, Lesern mit erhobenem Zeigefinger zu drohen, sondern die Fakten zu präsentieren und selbst entscheiden zu lassen.

Und falls du dich dazu entschieden hast, dem Flexitarismus eine Chance zu geben, möchte ich dir bei deinen ersten Schritten helfen.

Keine Angst, es wird nicht schwer und auch keine Opfer von dir verlangen, denn wir steigen ganz sanft ein. Hier kommen meine 5 Tipps:

  1. Bevor du etwas an deiner Ernährung änderst: Mache dir deine Gründe dafür klar. Am besten schreibst du sie auf. So kannst du später nachlesen, falls du unsicher wirst. Jede Ernährungsumstellung profitiert davon, wenn du deine Ziele und deine Motivation klar vor Augen hast und sie in schwierigen Zeiten nachlesen kannst.

  2. Denke positiv: Du bereicherst dein Leben, anstatt auf etwas zu verzichten! Was bedeutet das? Konzentriere dich nicht darauf, weniger Fleisch zu essen. Fange lieber an öfter vegetarisch oder vegan zu kochen, experimentiere mit neuen Zutaten und entdecke unbekannte Leckereien. So reduzierst du den Fleischkonsum automatisch und hast Spaß daran! Es ist immer eine Frage der Perspektive, ob man das Gefühl hat, man würde ein Opfer bringen oder sich etwas Gutes tun. Also mach es dir leicht!

  3. Ändere deine Gewohnheiten nicht zu ruckartig, sondern Schritt für Schritt. Radikale Umstellungen überfordern einen schnell, man hält sie nicht durch, ist frustriert und bricht den Versuch komplett ab. Was bedeutet das in der Praxis? Wenn du bisher jeden Tag Wurst oder Fleisch gegessen hast, dann starte mit einem vegetarischen Tag. Waren es drei Mal pro Woche, dann reduziere auf zwei Mal. So wird dir die Umstellung leichter fallen. Vielleicht kommst du etwas langsamer ans Ziel, als du es dir vorgenommen hast, aber dafür ist dein Weg sicherer.

  4. Baue Routinen auf! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Jeden Tag aufs Neue zu überlegen, wo du einkaufen kannst oder was du essen sollst, ist anstrengend. Finde Gerichte, die dir Spaß machen und koche sie regelmäßig. Z. B. jeden Freitag Gemüselasagne oder jeden Sonntag Chili sin Carne oder was dir sonst so schmeckt. Du wirst sehen, dass es dir so viel leichter fällt, deine Gewohnheiten zu ändern – indem du sie durch neue ersetzt.

  5. Hole dir Unterstützung! Es gibt so viele Hilfsmittel, die dich bei einer Ernährungsumstellung unterstützen können. Leckere Rezepte zum Beispiel. Davon haben wir hier mehr als genug – und wir sind nicht die einzigen. Finde eine Quelle der du vertraust und lass dir von ihr helfen. Vielleicht gibst du unserer Wochenplaner App eine Chance. Mit ihr kannst du dir beliebig viele Wochenpläne ganz nach deinen Vorlieben erstellen lassen. Du sparst dir die Rezeptsuche und bekommst obendrein eine automatische Einkaufsliste. Falls dich das interessiert, geht es hier zum SevenCooks Wochenplaner.

Alle Fragen beantwortet?

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig dabei helfen, herauszufinden, was Flexitarismus ist und ob sich diese Ernährungsform für dich eignet. Wenn du noch weitere Fragen hast, schreibe mir gern eine E-Mail, dann kann ich die Antworten in diesen Text einbauen und alle Leser profitieren davon.

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Titelbild: SevenCooks

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