Gesund lebenvegan kochen

Warum sich Bundesliga-Torwart Andreas Luthe vegan ernährt

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von FlorianCooks

25.10.2018

Wir haben uns mit dem Bundesliga-Torwart Andreas Luthe vom FC Augsburg getroffen. Andreas erzählte uns, warum er es erst mit rein pflanzlicher Ernährung geschafft hat eine komplette Saison Vollgas zu geben und warum er sich selbst nicht als „Veganer“ bezeichnet.

Andreas, kennst du die Forest Green Rovers aus der englischen vierten Liga? Das ist der einzige vegane Fußballverein der Welt, wäre das nicht etwas für dich, um deine Karriere einmal ausklingen zu lassen?

(lacht) Nein, bislang kannte ich die noch nicht. Finde ich aber echt toll, dass es das mittlerweile auch gibt. Ob ich am Ende meiner Karriere bei ihnen noch mithalten könnte, weiß ich nicht, da ich das Niveau dort nicht kenne.

Vor rund 4 Jahren hast du dich entschieden, dich vegan zu ernähren. Gab es einen ausschlaggebenden Grund für deinen Ernährungswandel?

Ich hatte früher immer wieder gesundheitliche Probleme und mein Körper war nicht bereit, 34 Spiele im Jahr Profifußball zu spielen. Ich stand in der Blüte meiner Karriere, wollte richtig durchstarten, konnte aber nicht und das hatte mich gestört. Daher stellte ich mir die Frage, was ich neben dem Training sonst noch machen kann, um fitter zu werden und kam so auf das Thema Ernährung. Mein Ziel war es, die für mich beste Ernährung zu finden – und am Ende ist es die rein pflanzliche geworden.

War das ein glatter Schnitt oder ein Prozess über mehrere Monate?

Das ging Schritt für Schritt. Zuerst habe ich für ein paar Monate Fleisch und Milch weggelassen, und dann nach einigen Monaten auch Fisch. Denn ich konnte für mich auch keinen Unterschied zwischen Fisch und Fleisch ausmachen, für beides müssen Lebewesen sterben. Ich würde sagen, alles zusammen verging ein dreiviertel Jahr bis zur rein pflanzlichen Ernährung.

Unser Redakteur Florian im Interview mit Andreas Luthe, Torwart beim FC Augsburg.
Im Gespräch mit Redakteur Florian erzählt Andreas Luthe über seinen Weg hin zur veganen Ernährung. Foto: SevenCooks

Gibt es noch andere Lebensmittel, die du vom Speiseplan verbannt hast, wie etwa raffinierten Zucker oder Weizenmehl?

Eigentlich nicht, außerhalb der pflanzlichen Ernährung schließe ich nichts aus. Was ich aber mache ist, dass ich vegane Fertigprodukte von meinem Speiseplan gestrichen habe, da ich finde, dass sie genauso schädlich für meinen Körper sind, wie andere aus tierischem Ursprung. Aus dem Grund sage ich auch immer, dass ich mich nicht vegan, sondern pflanzlich ernähre, da ich nur auf natürliche Produkte zurückgreife. Ansonsten achte ich darauf, wie andere Spitzensportler auch, dass ich mich gesund ernähre, weil es für meine Leistung im Job wichtig ist.

Du hast es gerade angesprochen: Ernährung beeinflusst, die Leistung in deinem Beruf. Was sagen deine Trainer dazu, dass du dich nun rein pflanzlich ernährst?

Um ehrlich zu sein, das hat der Trainerstab am Anfang gar nicht mitbekommen. In dem Bereich, wo wir uns befinden, zählt am Ende nur, was du auf dem Platz bringst. Der Spieler ist in der Hinsicht wie eine Maschine, die muss funktionieren und wenn sie es tut, dann ist alles in Ordnung. Und wie du das Maximum aus deinem Körper herausholst, dafür bist du letztendlich selbst verantwortlich und das interessiert auch niemanden. Ich bin der Meinung, dass nicht alle das Maximum aus sich herausholen, aber ich möchte es eben auf jegliche Art und Weise und habe so auch die perfekte Ernährungsform gefunden, die mich dabei ideal unterstützt. Daher ist das so im Verein nie ein Thema gewesen, solange ich meine Leistung gebracht habe.

Ich kann mir vorstellen, dass deine Ernährung auch unter deinen Teamkollegen immer wieder Gesprächsthema ist. Hast du ihnen die pflanzliche Ernährung schon näherbringen können?

Das würde ich so nicht sagen wollen. Heutzutage machen sich die Menschen viel mehr Gedanken um die Ernährung und was sie konsumieren, als noch vor ein paar Jahren. Diese erfreuliche Entwicklung ist aber nicht nur im Spitzensport so, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Dieser Weg ist zwar noch längst nicht abgeschlossen, aber die Tendenz stimmt. Daher kommen schon immer wieder kleinere Rückfragen von meinen Teamkollegen aber die Fragen gehen nie so ins Detail, dass ich jemandem genau erklären müsste, wie oder warum ich etwas mache.

Eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß ist gerade für Spitzensportler wichtig. Viele Menschen bezweifeln, dass das mit einer veganen Ernährung möglich ist. Ich habe gelesen, dass du öfter gefragt wurdest, wie du es aufnimmst. Ist das noch immer so?

Es ist die Standardfrage, die immer wieder kommt. Wir alle, und da nehme ich mich nicht aus, sind so aufgewachsen, dass du Fleisch und Milch brauchst, um aufrecht stehen zu können. Die Meinung war: Wenn du das nicht konsumierst, brichst du während des Alltags einfach zusammen.

Und was antwortest du darauf?

Dass das nicht so ist und dass man damit sogar auf einem sehr hohen Niveau Fußball spielen kann, das zeige ich den Leuten jeden Tag aufs Neue. Es gibt so tolle pflanzliche Eiweißlieferanten, wie etwa Hülsenfrüchte, dass man kein Fleisch dafür braucht. Dass diese Fragen immer wieder kommen, liegt daran, dass wir so erzogen worden sind – auch ich habe es so gelernt. Aber wir sollten Sachen hinterfragen. Hätten wir Dinge nie hinterfragt, dann würden wir noch heute in Höhlen leben und nicht vorankommen. Man entwickelt sich nur weiter, wenn man Sachen hinterfragt und davon bin ich ein großer Freund.

Unser Redakteur Florian im Gespräch mit FCA-Torwart Andreas Luthe.
Um trotzdem genug Eiweiß zu sich zu nehmen, setzt Torwart Andreas Luthe auf pflanzliche Eiweißlieferanten wie Hülstenfrüchte. Foto: SevenCooks

Gab es auch Zweifler an deiner Ernährungsumstellung?

Ja, die gab und gibt es bestimmt. Letztendlich interessiert mich das aber nicht. Auch wenn Fußball ein Teamsport ist, bist du in dem Bereich selbst dafür verantwortlich, dass du jeden Tag 100 Prozent geben kannst. Wenn das so ist, dann interessiert es am Ende niemand, wie du dich ernährst, denn dann sind das Management, der Trainer und die Fans mit dir zufrieden. Wie du deine Leistung bringst, das ist völlig egal. Der eine kämpft sich mit Schmerzmitteln durch, der andere ernährt sich sauber und der Nächste hat einfach Glück.

Hat dich die pflanzliche Ernährung fitter gemacht beziehungsweise besser gewappnet für den Sport?

Bei mir ist der Effekt daran zu sehen, dass ich nie krank bin. Seit Jahren hatte ich keine Grippe mehr und das hilft mir schon sehr. Denn das sind mindestens fünf bis sechs Tage in der Saison, die ich sonst komplett raus wäre und das ist schon einmal ein Vorteil.

Bist du dadurch auch fitter?

Leistungstechnisch ist das schwer zu messen, vielleicht sind es Nuancen, die das ausmacht, das gilt es aber zu beweisen. Allgemein bin ich drahtiger geworden und habe ein bisschen an Fettmasse verloren. Aber das auf die Ernährung umzumünzen, das ist schon ziemlich schwer.

Hast du für dich auch einen Nachteil an der veganen Ernährung ausmachen können?

Ich würde sagen, vegan ist nicht die bequemste Art der Ernährung. Weil du viel hinterfragen und Reisen gut planen musst. Beim Fußball ist das aber noch nie zum Problem geworden. Auf dem Niveau, auf dem wir beim FC Augsburg sind, essen wir viel in Hotels und dort kochen sie oft nach unseren Wünschen und wir haben variantenreiche Gerichte zur Auswahl. Daher habe ich da wenig Probleme und außerhalb des Sports koche ich sehr viel selbst. Eine schöne Entwicklung ist, dass es mittlerweile auch tolle vegane Restaurants gibt, in denen man gut Essen gehen kann.

Gab es unterwegs auch mal Momente, wo nichts rein Pflanzliches greifbar war und du auf die Beilagen zurückgreifen musstest?

Klar, das kommt immer wieder vor. Ich bin aber genügsam erzogen worden und schon mit relativ wenig zufrieden. Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass es Menschen gibt, denen es bedeutend schlechter geht als uns und daher wäre jede Klage meckern auf hohem Niveau. Und so bin ich auch mit Kartoffeln mit Salz und Pfeffer vollkommen zufrieden. Solange ich satt bin, ist alles gut und sättigen kann man sich mit Vielem.

Du hast gesagt, du kochst zuhause selber. War das Kochen schon immer eine Leidenschaft von dir oder ist das erst nach deiner Ernährungsumstellung gekommen?

Ich habe schon immer gerne gekocht, aber durch die Ernährungsumstellung ist es noch öfter und zu einem Hobby geworden. Als ich angefangen habe mich rein pflanzlich zu ernähren, war es so, dass ich selbst kochen musste, wenn ich etwas richtig Leckeres essen wollte. Daher war da auch ein wenig der Druck dahinter, sich mehr mit dem Kochen auseinander zu setzen. (lacht)

Unser Redakteur Florian im Interview mit dem Bundesliga-Torwart Andreas Luthe.
Durch seine Umstellung zu einer pflanzlichen Ernährung musste sich Andreas Luthe noch einmal neu mit dem Kochen auseinandersetzen. Foto: SevenCooks

Hast du ein Lieblingsessen, dass du immer dann brauchst, wenn es dir mal schlecht geht?

Puh, das ist eine gute Frage. Aber nein, so ein richtiges Lieblingsessen habe ich gar nicht.

Gibt es ein Essen von früher, dass du heute vermisst?

Es ist bestimmt etwas von Mama, aber mir fällt jetzt kein genaues Gericht ein. Und ich glaube, dass mir nichts sofort einfällt, ist das beste Zeichen dafür, dass es mir nicht wichtig genug ist. Das ist ja auch eine Frage, die mir oft gestellt wird: Ob ich etwas vermisse und ob es ein Kampf ist meine Ernährung durchzustehen.

Und: Ist es hart, sich konsequent vegan zu ernähren?

Nein. Wenn es ein Kampf wäre, dann würde ich auch nicht voll dahinterstehen und könnte es auch nicht durchziehen. Das ist genau das Gleiche mit den Diäten, die funktionieren auch nur, wenn man komplett dahintersteht. Der Mensch ist und bleibt ein Bequemlichkeitstier.

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